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[0415] Auf zu neuen wilden Ufern!

Firlefanzus [3 Pictures]                                                                                                                                                                                                             



Schottland, England, Frankreich, Gegenwart                                                                                                                                                                                                             



Manchmal überschlagen sich dann die Ereignisse. Heute, drei Tage, nachdem uns Leon wieder verlassen hat (und ich werde definitiv nicht erzählen, was da noch alles mit ihm im Bett passiert oder doch nicht passiert ist!), heute also bekommen wir einen Anruf aus Glasgow. Es sind die Ärzte, die zuletzt mit unserem anscheinend immunen Blut geforscht haben. "Wir haben jetzt also mit Hochdruck gearbeitet und ihr Blut mit allen uns bekannten Mutationen des HI-Viruses gekreuzt. Bislang sieht alles gut aus. Wir sehen jetzt eine echte Chance, dass wir hier ganz nah an einem Impfstoff sind und würden gerne noch mehr Blut von ihnen abzapfen!" Wundervolle Neuigkeiten also...natürlich verspreche ich, so schnell wie möglich nach Glasgow zu kommen und meinen Gatten mitzubringen.

Was meinen Gatten angeht, so muss der natürlich erstmal wieder aus Asien zurück sein. Tja...und da steht er dann auch plötzlich in der Küchentür. "Hello again...bin wieder da!" ich lache "Na, gut dass du's erwähnst, hätte dich glatt übersehen!" Dann falle ich ihm um den Hals "Scheint so, dass wir tatsächlich immun gegen HIV sind...die Ärzte in Glasgow brauchen noch mehr Blut...ich hab schon mal zugesagt, dass wir so schnell wie möglich dort aufschlagen werden." Chad ist ein wenig überrumpelt und lächelt verwirrt "Wow...das ist ja großartig. Ja, ist okay...ich hab jetzt auch wieder Zeit" "In Asien alles gut gegangen?" Chad nickt "Jepp, war im Großen und Ganzen recht langweilig dort...aber die Konferenz war wichtig um künftige Probleme im Vorfeld auszubügeln. Ich hab dort unter anderem einen Typen aus Frankreich kennengelernt, der mir von einen Chateau erzählt hat, welches zum Verkauf steht. Was hältst du davon, wenn wir uns das mal anschauen?"

"Hm! Und wo in Frankreich?" "Südfrankreich, ganz nah an der Grenze zu Italien. Die nächste große Stadt wäre zum Beispiel Turin...aber ansonsten ist es auch nicht mehr weit bis Nizza...also sind wir auch schnell am Mittelmeer." "Klingt zumindest nach einem angenehmen Klima, was?" "Soll ich mich mal rasch an den Rechner setzen und die Daten, die es gibt, zusammentragen?" Ich winke ab "Ach, lass uns einfach gleich losfahren...mit Abstecher nach Glasgow natürlich" Chad schaut mich erstaunt an "Huch?! So unternehmungslustig?" Ich zucke die Schultern "Na ja...irgendwie habe ich Frankreich und vor allem seine Männer doch ganz schön vernachlässigt bislang. Ich werde auf jeden Fall die Kamera mitnehmen!" Chad nickt "Aber nimm mal die Gute mit" "Die digitale Hasselblad meinst du?" Chad nickt "Schau dir doch mal deine Bilder mit deiner alten Kamera an..und dann schau dir die Bilder von Marc David und von Sven an. Darling....du kackst da langsam mit der Bildqualität ab!" Hätte das jemand anderes zu mir gesagt, wäre ich sauer geworden..aber ich weiß ja, dass Chad es nur gut meint. Und Marc David, der ebenfalls in der Küche sitzt, stimmt auch noch zu. "Ich will meine Bilder ja gar nicht sonderlich loben, Tim, aber Chad hat schon recht. Dein alte Kamera kann einfach von der Auflösung her nicht mehr mithalten...und für die Bilder, wie du und Sven sie dieser Tage macht, reicht das einfach nicht mehr. Und oben im Regal hast du einen Porsche stehen, fährst aber mit einem Fiat durch die Weltgeschichte. Ich wäre froh und dankbar, wenn ich solch eine geile Kamera hätte...aber leider gibts da auf der ganzen Welt nur ca zehn bis zwanzig Stück von...und die sind einfach unverschämt teuer...und ausserdem gibt sie keiner her" Ich bin kurz versucht, Marc David meine Kamera anzubieten....aber sie war ein Geschenk von Chad....das kann ich also auf keinen Fall bringen. Also willige ich ein, die "Gute" mitzunehmen.

Dann stehen plötzlich zwei weitere Personen im Hofeingang zur Küche. "Guten Tag!" Unsere Köpfe rucken alle herum und Ian, der am Herd stand, lässt beinahe seine Bratpfanne fallen. "Jack! Endlich. Und Oliver....gehts euch gut?" Es sind also Ians Bruder Jack und dessen Ehemann Oliver...offensichtlich zurück von ihrer ewig langen Hochzeitsreise. Jack umarmt seinen Bruder, dann folgt eine Umarmung von Ian und Oliver. Danach tun wir es ihnen nach. Jack antwortet schließlich auf Ians Frage "Gesund und munter und frei von ansteckenden Krankheiten. Irgendwie haben wir es erfolgreich geschafft, überall um Corona herumzuschippern" Er strahlt uns alle an und Oliver zieht die Stirn kraus "Aber ehrlich gesagt, sind wir grade am verhungern" Ian strahlt sie an "Bratkartoffeln mit Rührei....und dazu gutes schottisches Bier?" Jack und Oliver setzen sich "Klingt perfekt!"

Die Bratkartoffeln waren eigentlich für Marc David und mich gedacht...aber da nun drei weitere Mäuler zu stopfen sind, denn auch Chad hat Kohldampf mitgebracht, macht Ian sich sofort daran, mehr davon auf den Herd zu bringen. Er grinst mich an "Hungrige Reisende haben natürlich Vorrang" Ich grinse zurück "Vor allem, wenn einer davon dein Bruder und der andere dein Boss ist. Aber ist schon okay...Marc David und ich können noch aushalten, oder Emdee?" Marc David winkt "Ja, kein Problem" Dann hält er sich den Bauch und tut so, als wenn er am verhungern wäre. Ich deute zwischen Marc David, Jack und Oliver hin und her "Ihr kennt euch ja noch gar nicht. Das ist ein Fotografenkollege aus den USA: Marc David Smith. Er macht unter anderem für mich Fotos...extrem gute Fotos. Das sind Ians Bruder Jack und sein Mann Oliver" Sie begrüßen sich mit einem "Hi"..Jack und Oliver ohne dabei ihr Essen zu unterbrechen. "Na, dann bleiben wir ja eine überwiegend schwule Männertruppe, wie's aussieht" merkt Marc David an. "Überwiegend?" fragt Jack und ich erkläre "Na ja, meine Mutter wohnt jetzt bei uns....und ausserdem ein ganz alter Freund von mir aus Deutschland, Tobias. Er sitzt im Rollstuhl und hat zwei Pfleger, die auch gleichzeitig seine Loverboys sind...aber die beiden sind auch an Girls interessiert, so wie Ian ja auch. Und der dritte Pfleger, Elliot, der sich um meine Mutter kümmert, ist auch "nur" bi. Jack grinst seinen Bruder an "Na, Bro, dann hast du ja endlich Jagdgefährten wenn dir mal wieder nach weiblicher Gesellschaft ist." Aber Ian grinst nur und zuckt die Schultern...ihm war das all die Jahre egal. Er hat sich seine Bettgefährtinnen oder Gefährten auch im Alleingang erobert. Und wer einmal mit Ian zwischen die Bettlaken geraten war, der will auch gerne wieder....Ian ist ziemlich gut im Bett. Ich weiß das aus eigener Erfahrung. "Und dieser Tobias, was mach der so?" "Oh, er schreibt für meinen Blog, nimmt mir also Arbeit ab..ansonsten ist er halt Rentner, begeisterter Trekkie und lässt sich nach allen Regeln der Kunst von seinen beiden Jungs verwöhnen. Ihr werdet ihn mögen." "Dann funktioniert das mit dem Sex bei ihm noch?" "Ja, die Lähmung betrifft nur die Beine...alles darüber funktioniert prima." "Weißt du aus eigener Erfahrung?" "Nein dazu ist es nie gekommen....also wir hatten vor Millionen Jahren mal Sex...aber da konnte er halt noch laufen." "Und deine Mutter? Wann lerne ich sie kennen?" Ich zucke die Schultern "Von mir aus sofort, sie freut sich über Besuch..wie gut ist euer Deutsch? Weil, die  alte Dame spricht kein Wort Englisch!" Jack deutet auf seinen Gatten "Oliver spricht inzwischen relativ gut Deutsch, ich tu mich ein bißchen schwer mit der Sprache..obwohl wir auch eine ganze Weile in Deutschland waren." "Echt? Wo seid ihr gewesen?" Oliver winkt ab und antwortet "Ach, hier und da...Köln, Berlin, München, Hamburg, Nürnberg...ähm...Dresden. In Dresden haben wir eine Weile für einen Glaser gearbeitet. Wir sind jetzt perfekt darin, Fenster einzusetzen, cool oder?" Ich nicke "Das kann man bestimmt mal gebrauchen!" "Wollt ihr denn jetzt hier auf der Burg bleiben? Versteht die Frage nicht falsch, ihr könnt hier gerne bleiben, ist ja genug Platz" will Chad wissen und Ian hakt ein "Natürlich bleibt ihr hier auf der Burg!" Aber Jack und Oliver schauen Ian traurig an "Sorry Brüderchen, aber wir wollen eigentlich nicht mal in England bleiben...eher irgendwo auf dem Kontinent. Deutschland, Holland, Frankreich vielleicht" Ian seufzt, dann zuckt er die Schultern "Na ja..ist ja zumindest nicht aus der Welt, wenn ihr euch da wenigstens irgendwo häuslich niederlasst!" Oliver nickt nun "Hatten wir vor...vielleicht ein Restaurant eröffnen....wir haben ziemlich viele Rezepte auf der ganzen Welt gesammelt und sind inzwischen richtig gute Köche geworden. Fast in jedem Land, indem wir waren, haben wir auch in Restaurantküchen gearbeitet." Ich schaue derweil Chad an und bemerke, dass seine Augen funkeln...er hat offenbar die gleiche Idee wie ich. Aber da er damit noch nicht rausrückt, halte ich auch erstmal die Klappe.

Später stelle ich Jack und Oliver meiner Mutter vor. Da Olivers Deutsch gut genug ist, und die drei viel zu erzählen haben...Mutter kann sich mal wieder als lustige liebe alte Frau in Szene setzen...lasse ich die drei bald alleine und treffe Chad in unserem Schlafzimmer. "Na? Was macht mein Gatte?" Chad klappt seinen Laptop zu und zuckt die Schultern "Geschäfte halt, wie immer" "Okay..wann wollen wir los?" er grinst mich an "Sobald das mit dem Chateau in Frankreich was wird" Ich nicke "Und wie weit ist die Sache wirklich schon gediehen?" er starrt mich erstaunt an "Wieso?" Ich grinse "Ich kenne dich, Bursche. Ich wette, du hast das Chateau längst gekauft und schon Leute dort, die es instand setzen...lieg ich ungefähr richtig?" Chad lässt die Schultern sinken "Och Mann..bin ich so leicht zu durchschauen? Ich wollte dich damit überraschen, wenn wir dort sind!" Ich nehme ihn in den Arm "Ich bin auch so überrascht und erfreut....aber ja, du bist so leicht zu durchschauen...zumindest bei manchen Sachen." Dann nicke ich zum Rechner "Also dann zeig mal her den Kasten!" Chad grinst und öffnet den Laptop wieder

"Voilá...das Chateau...es hat übrigens noch keinen Namen...es wird von den Leuten immer nur "Le Chateau" genannt. 20 Schlafzimmer mit jeweils angeschlossenen Badezimmern...aber die sind noch nicht alle fertig. Aber zumindest ein großes Schlafzimmer sollte für uns fertig sein. Bis wir ankommen ist auch das Schwimmbad im Keller fertig. Eine einsatzbereite Küche gibt es auch schon...sonst ist da wohl noch ziemlich viel Baustelle. Stromversorgung ist da. Internet, Telefon und TV kommen die Tage. Im Moment ist das dort noch ein weißer Fleck auf der Internetkarte..du hast dort nicht mal W-Lan. Das Chateau hat 2,3 Millionen Euro gekostet..und wird sicher noch doppelt soviel an Baukosten verschlingen. Langfristig würde ich gerne einen Teil als Hotelzimmer anbieten. Zusammen mit dem Burggelände haben wir 40 Hektar Land. Da ist viel Wald und ziemlich viel Berg dabei, wie man sieht"

Ich starre auf das Chateau, es liegt auf einem Hügel und besteht aus vielen einzelnen Gebäuden..es sieht aus, als sei es über die Jahrzehnte gewachsen. Gefällt mir. "Aber dieses Käsegelb ist irgendwie krank. Dürfen wir es umstreichen oder lässt das der Denkmalschutz nicht zu?" "Hm..muss ich nachfragen. Der Denkmalschutz bezieht sich aber zumindest nur auf die Außenfassade. Wir dürfen also an allem, was man von aussen sehen kann, zumindest baulich nichts ändern...ob das den Anstrich betrifft...keine Ahnung. Wie würdest du es denn farblich haben wollen?" Ich nicke auf das Chateau "Schieb es mal in die Cloud, dann zieh ich es mir auf meinen Rechner und mache es mal mit Photoshop bunt" Und da ich mich sofort ans Einfärben mache, gibt Chad mir einen Kuss auf die Schläfe "Ich geh mal Tobias hallo sagen" Ich nicke abwesend "Ja, wenn er nicht grade mit seinen Jungs am ficken ist...." Chad lacht nur und streichelt mir über die Glatze.

Es dauert keine Viertelstunde, dann habe ich das Chateau so eingefärbt, wie es mir gefällt und schicke es Chad aufs Handy mit der Nachricht "Jetzt noch die Fensterrahmen weiß dazu...dann bin ich zufrieden :-)"


Die Antwort kommt prompt: "Wow....du hast recht, das sieht wesentlich eindrucksvoller und irgendwie auch gemütlicher aus. Gute Nachricht inzwischen aus Frankreich: Wir dürfen streichen :-))) Ich schicke das Bild gleich an den Bauleiter vor Ort, damit er entsprechend die Maler beauftragen kann"

"Supercool! Vergiss nicht die weißen Fensterrahmen! Was hältst du davon, wenn wir das Chateau "Chateau Elisabeth" taufen?"

"Ist schon alles in die Wege geleitet, inklusive weißer Fensterrahmen. Und den Namen finde ich okay. Deine Mutter wird sich bestimmt freuen"

"Dann müssen wir aber auch mit ihr da hin...oder?"

"Von mir aus gerne...wenn sie sich dem gewachsen fühlt?"

"Warum sollte sie nicht? Sie ist ja auch mit nach England gekommen. Und im Moment gehts ihr doch ganz gut!"

"Stimmt, aber erstmal fahren nur wir beide!"

"Oder wir vier?"

"Stöhn....ich muß echt an meinem Pokerface arbeiten. Du hast meine Pläne schon wieder durchschaut!"

"Grins....berufsbedingt guter Beobachter...finde dich damit ab :-)))"

"Tobi lässt schön grüßen...und nein, sie waren nicht am f..... Und jetzt gehe ich Jack und Oliver mein Angebot unterbreiten...okay?"

"Ist okay. Gruß zurück an Tobi...und die Jungs"

"Jepp...Love you"

"Same here"

Ums hier mal abzukürzen: Jack und Oliver sind von Chad's Vorschlag begeistert, bitten sich aber aus, noch eine Weile in Schottland bleiben zu dürfen um hier alles...zu beenden..was auch immer sie damit im einzelnen meinen. Vielleicht will Oliver sich noch von seiner Mutter und seinem Stiefvater verabschieden...das wird sicherlich kein schönes Gespräch, so wie sie zuletzt auseinander gegangen sind.

Heute, am Ostermontag 2021 packe ich also nach einem sehr frühen Frühstück ein paar Sachen und meine "gute" Kamera ein. Chad hat mich überredet, nach Frankreich mit dem Mercedes zu fahren...das wird also alleine schon ein Abenteuer.

Nachdem wir in Glasgow nochmal ordentlich Blut gelassen haben, stärken wir uns mit einem zweiten Frühstück im Hotelrestaurant, wobei uns Stu und Mitch, die zufällig ebenfalls zum Blutabnehmen aufgetaucht waren, Gesellschaft leisten. Da es ihnen ansonsten gut geht...und ebenfalls unseren anderen Glasgow-Freunden, zu denen sie Kontakt halten....reisen wir aber bald weiter.

Natürlich hätte uns Schwiegermutter Cynthia den Kopf abgerissen, wenn wir nicht wenigstens kurz hallo gesagt hätten auf unserem Weg nach Frankreich. Natürlich ist sie sehr angetan von dem neuen Schloss.

"Ich hoffe, es ist okay für dich, dass wir es nach meiner Mutter benennen?" frage ich und hoffe inständig, jetzt nicht diese kleine Falte der Verstimmung auf ihrer Stirn zu sehen. Aber sie winkt nur ab.
"Cynthia ist wohl kaum ein passender Name für eine französisches Chateau aus dem Mittelalter. Wieso hat es eigentlich noch keinen Namen?" Chad beantwortet ihre Frage
"Das Chateau war wohl nie wichtig genug, dass sich da irgendein Name in den Unterlagen gehalten hätte..mehr weiß ich da auch noch nicht. Jedenfalls haben da wohl keine Könige oder verschmähte Konkubinen residiert"
"Und sonst sind hier alle wohl auf?" frage ich,  da das Thema 'Chateau' nichts mehr herzugeben scheint.
"Ja ja...uns gehts allen gut. Tyler und Benjamin machen in jeder freien Minute ihre Rockmusik....ich bin nur froh, dass wir hier nicht so dicht aufeinander hocken müssen....aber sie sind schon ganz schön laut da oben" Sie deutet auf die Dachkammer des Turms, die die beiden verliebten Musiker sich als Übungsraum hergerichtet haben.
"Wieviele Bandmitglieder sind es denn?" Cynthia zuckt die Schultern
"Keine Ahnung....da sind immer entweder jeder Menge Leute...oder Benjamin und Tyler sind alleine. An manchen Tagen sind da so zehn, zwölf Leute oben!" Chad lacht
"Vermutlich Groupies" Cynthia lacht nun auch
"Mir ist das egal...ich geh bestimmt nicht hoch um nachzuschauen was die da treiben...sind alles erwachsene Leute"
"Und Seamus und Abigail?"
"Oh, denen gehts prima. Seamus ist mit der Verwaltung des Anwesens und des Kinderheims voll ausgelastet und Abi hat den Haushalt und ihre Theaterauftritte unter einen Hut zu kriegen. Außerdem proben sie schon wieder für ein neues Stück"
"Echt? Auch wieder Shakespeare?"
"Nein...irgendwas von einem Schriftsteller aus England, der noch am Leben ist....soll wohl etwas provokant und freizügig sein" Cynthia scheint darüber nicht besorgt zu sein.
"Oh-ha! Bekommen wir Abi etwa nackt präsentiert?" scherzt Chad. Seine Mutter zuckt nur die Schultern
"Kann schon sein....aber was soll ich mich darüber aufregen? Die Männer meiner Familie haben sich ja schließlich auch alle schon nackt präsentiert!" Und da war ich dran Schuld...aber ich weiß, dass Cynthia mir das nicht vorwirft.
"Fehlst dann eigentlich nur noch du, Mutter" Cynthia lacht laut auf
"Eher friert die Hölle zu, mein Sohn!" ich grinse
"Dafür würd ich glatt eine Ausnahme machen, Cynthia..soll ich rasch die Kamera holen?" Da wir in der Küche bei einem dritten Frühstück sitzen, wirft Cynthia mir kurzerhand ein Brötchen an den Kopf...oder sie versucht es zumindest. Chad beweist mal wieder seine außerordentlich guten Reflexe und pflückt das Lebensmittel aus der Luft.
"Besten Dank...eins schaff ich noch!" Aber ich klaue es ihm aus den Fingern
"DAS war ja nun eindeutig für mich bestimmt, lieber Gatte!" Chad grinst und nimmt sich einfach ein neues Brötchen aus dem Korb.
"Wo ist eigentlich mein Stiefvater?"
"Oh, Michael ist grad in London...was zum Glück nur noch selten passiert, seitdem er die Hauptlast seines Postens auf die Schultern seiner Vertreter gebettet hat..aber ab und zu muss er halt Dinge selbst erledigen"
"Ach, übrigens wollte Boris Johnson uns mit einer Steuerreform kommen und uns mehrere Millionen zusätzlich aus dem Familiensäckl leiern....für die ganzen Grundstücke, die wir dem Staat und der Krone zur Nutzung überlassen haben"
"Waaaas? Dieser Kretin! Ich hoffe du konntest das abbiegen?" Chad grinst
"Natürlich! Ich hab ihm einfach angedroht, dass Familie Bridges sich komplett aus England zurückzieht...da hat er dann wohl schnell mal im Kopf gegengerechnet, was ihm DA an Steuereinnahmen entgeht" Cynthia nickt
"Das war zwar gewagt...aber wenn es genützt hat..."
"Hat es...sonst würde ich wohl auch kein Geld für ein Schloß in Frankreich ausgeben"
"Hm...wäre zur Not auch eine akzeptable Residenz für die Familie gewesen"
"Aber doch sicher nicht für dich...liegt doch viel zu nah an Lyon" In Lyon, so erinnere ich mich, lebt ihre Schwester, mit der sie sich irgendwie überhaupt nicht gut versteht.
"Wir wären ja quasi Nachbarn" ergänzt Chad dann noch.  Aber Cynthia winkt ab
"Mh...man kann sich ja nicht ewig Gram sein...ausserdem hab ICH jetzt zwei Earls in der Familie...oder müssten wir die Titel wieder abgeben, wenn wir das Land verlassen würden?" Chad lacht.
"Ich denke, eher wird Tante Elizabeth Johnson aus dem Land jagen, wenn sie schon ein Zeichen PRO Akzeptanz der Homosexualität in Großbritannien gesetzt hat und ihr Premier treibt dann die schwulen Earls aus dem Land!" Cynthia lacht verächtlich
"Da magst du wohl recht haben...auf jeden Fall kann er bei der nächsten Wahl nicht mit unserer Unterstützung rechnen..soviel ist mal sicher" Chad tätschelt ihr die Schulter und grinst
"Du wirst das schon deichseln"
"Worauf du einen lassen kannst...Cynthia Bridges hat ja doch einen gewissen Einfluss. Zumindest wird er nicht viele Stimmen aus Südengland bekommen"
"Oh, aus Schottland auch nicht" grinst Chad sie an. "Da kannst du dir sicher sein!"
"Aber dann müssten wir...müsstet ihr..ja die Labourpartei unterstützen, die für eine komplette Abschaffung des Adels plädiert...oder liege ich da falsch?" Cynthia winkt ab
"Dafür plädieren sie schon seit über hundert Jahren...und trotzdem gibt es den Adel immer noch. Dazu fehlt ihnen der Mumm und auch die Unterstützung in der Bevölkerung"
"Und ausserdem wäre das der eleganteste Weg, diese Bürde wieder loszuwerden...wenn man mal ganz ehrlich ist" gibt Chad zu bedenken. Ich zucke mit den Schultern
"Bislang ist mir das noch gar nicht so als Bürde vorgekommen"
"Ja, weil Seamus euch ja quasi dauerhaft auch in dieser Funktion vertritt. Was meint ihr, wie oft ihr hier zu irgendwelchen Feierlichkeiten und Benefizveranstaltungen eingeladen werdet?! Die Earl Gays..wie sie euch liebevoll bis spöttisch nennen..sind hier ziemlich beliebt!"
"Herrje...hab ich gar nicht gewußt!" Ich schaue Chad ein wenig vorwurfsvoll an.
"Dachte nicht, dass dich das interessiert, Darling...ich wollte dir das nicht absichtlich vorenthalten, sorry" Ich nicke 
"Schon okay...für gewöhnlich hab ich ja wirklich den Kopf in den Wolken" gebe ich zu. Cynthia bietet mir, da ich mein Brötchen verspeist habe, ein weiteres an
"Du hast ganz schön abgenommen mein Lieber....bekocht Ian euch nicht ordentlich?" ich lehne das Brötchen ab, da ich schon mehr als satt bin.
"Ganz im Gegenteil....eigentlich fresse ich wie ein Scheunendrescher....es liegt mehr an dem neuen Medikament....welches langfristig dafür sorgt, dass meine Bauchspeicheldrüse wieder selbstständig arbeitet. Ein Nebeneffekt ist dabei, dass man an Gewicht verliert" und Chad reibt mir nun über meinen Bauch
"Guck dir das nur an, Mama...der ganze schöne Kugelbauch ist fast komplett weg!!!" er wirkt fast weinerlich dabei. Ich muß schmunzeln.
"Zumindest bin ich so beweglicher im Bett, hm?"
"Tim!" aber ich weiß, dass Cynthia nicht wirklich entsetzt ist. Aber ich wechsele nun das Thema
"Earl Gay, hm? Klingt, als wenn man das vermarkten sollte" Cynthia tut erstaunt
"Meinst du? ich meine, wäre euch das recht?" Ich lache
"Du hast also schon drüber nachgedacht!" Sie schaut zu Boden und murmelt
"Ein extrem edler Schwarztee mit nur einem Hauch von Bergamotte...dachte ich"
"Klingt wie ein Tee, den ich lieben würde...es gab sowas schon mal...aber irgendwie sind die meisten Earl Grey Tees heutzutage einfach zu stark mit Bergamotte geschwängert" Und Chad lenkt nun ebenfalls ein, als er merkt, dass sein Jammern um meinen Bauch ihm nichts einbringt.
"Brauchst du uns dafür für Werbeaufnahmen?" Cynthia nickt
"Für die Zeitung und für Plakate..dachte ich. Vielleicht auch fürs Fernsehen?" Ich zucke die Schultern
"Soll mir recht sein"
"Mir ebenfalls....aber erst mal ist Frankreich angesagt..dann können wir ja auf dem Rückweg wieder hier vorbeischauen...vielleicht hast du dann ja schon was vorbereitet" Aber Cynthia winkt ab
"Ich hab ja noch nicht mal die richtige Mischung gefunden...so sehr eilt das nicht"
"Na du weißt ja nicht, wie lange wir möglicherweise in Frankreich bleiben werden"
"Gut, wenn's mir zu lange dauert, kann ich ja mal vorsichtig anfragen, wann ihr wieder nach Hause zu kommen gedenkt?" Ich nicke
"Mach das einfach...und natürlich kannst du dich auch zwischendurch melden, wenn dich die Neugier plagt, wie es mit unserer Burg so läuft"
"Pffft....ganz schön frech...als ob ICH neugierig wäre!" Chad grinst mich an
"Gott bewahre...Mama und neugierig!" Chad entgeht einem Boxhieb seiner Mutter nur, weil er außerhalb ihrer Reichweite sitzt....aber man sieht deutlich ihr spanisches Blut funkeln.

Ich stehe auf und ziehe Cynthia ebenfalls hoch
"Wir müssen jetzt mal los...müssen ja schließlich noch fast ganz Frankreich durchqueren" Und Chad fügt hinzu, während er auf sein Smartphone starrt
"Und so wie es aussieht, müssen wir auch noch einen ziemlichen Umweg machen, weil die direkte Verbindung auf dem letzten Teilstück wegen Bauarbeiten komplett gesperrt ist." Ich verdrehe die Augen
"Na dann mal los, mehr als einmal möchte ich zwischendrin nicht im Hotel absteigen müssen"
"Stimmt...ach übrigens..in den Karten wird die Burg als "Fort Queyras" bezeichnet. Hoffentlich dürfen wir da an dem Namen noch was drehen" Ich zucke die Schultern
"Na zumindest haben wir Mama ja noch nicht heiß drauf gemacht" Ich gebe Cynthia einen raschen Kuss auf die Wange
"Machs gut, Schwiegermama....und grüß alle ganz lieb von uns"
"Mach ich...und ihr fahrt vorsichtig, ja?"
"Machen wir doch immer"
"Und meldet euch, wenn ihr angekommen seid!"
"Geht leider nicht....da gibt es noch kein Netz...es sei denn ich finde einen Nachbarn, wo ich nen Festnetzanschluss kriege"
"Na dann meldet euch, sobald ihr könnt...ja?"
"Versprochen" Chad umarmt seine Mutter und sie klammert sich einen Moment länger an ihren ältesten Sohn. Ich hüte mich, diese Intimität zu unterbrechen...aber schließlich schiebt Chad selbst seine Mutter zärtlich von sich
"Wir müssen jetzt!" Sie nickt und man sieht, dass sie sich rasch eine Träne wegwischt
"Natürlich müsst ihr. Dann verschwindet mal....los!" Cynthia dreht sich um und beginnt mit dem Geschirr in der Spüle zu werkeln. Wir lassen sie stehen, gehen aus der Küche über den Flur und auf den Hof hinaus. Wir setzen uns ins Auto und Chad steuert den Wagen vom Anwesen herunter.

"Wieso war deine Mutter so rührselig? Ist doch sonst nicht ihre Art!"
"Hm, ich vermute, wir haben uns einfach zu lange nicht blicken lassen und dafür dann jetzt eindeutig zu kurz...sie wird halt auch älter"
"Na, das lass sie mal lieber nicht hören!"
"Oh weh...ich werd mich hüten!"

Als wir in Dover ankommen, weist uns ein Hinweisschild darauf hin, dass der Eurotunnel noch für mindestens 6 Stunden wegen dringender Wartungsarbeiten gesperrt sein wird. Man möge doch bitte auf die Fähre oder eine Flugverbindung ausweichen. Chad schlägt wütend aufs Lenkrad
"Verdammt!"
"Na na..ist doch nicht schlimm...wir müssen doch eh eine Übernachtung einlegen...da müssen wir uns doch jetzt keinen Zeitdruck machen...oder sitzen dir irgendwelche Termine im Nacken?" Chad schließt kurz die Augen und holt tief Luft
"Nein, das nicht...und du hast natürlich recht....das soll ja hier Spaß machen....also nehmen wir die Fähre und lassen uns die Seeluft um die Nase wehen. Ist eh die einzig echte Art, den Kanal zu überqueren...wenn du mich fragst" Er setzt das Auto wieder in Bewegung und steuert den Fährhafen an.

Auf der Fähre schließlich setzen wir uns auf eine Bank an Deck...aber es ist empfindlich kalt und wir sind nicht winterlich genug gekleidet, also gehen wir bald unter Deck. Wir nutzen die Gelegenheit, was zu essen und eine Tasse Tee zu trinken. 

In Calais angekommen fragt Chad mich
"Willst du jetzt mal fahren?" ich nicke
"Klar, kann ich machen, hier haben wir ja zumindest wieder Linksverkehr."
"Aber achte auf die Geschwindigkeitsbegrenzung...hier wird überall höllisch viel geblitzt." ich nicke
"Na dann werd ich mal lieber dem Computer bescheid geben, dass er mich drauf hinweisen soll, wenn ich die Geschwindigkeit übertrete" Ich gebe dem Bordcomputer die entsprechende Anweisung per Sprachbefehl und er bestätigt mit seinem üblichen kurzen Piepton. Dann fahre ich los und folge den Anweisungen des Navi. Meistens geht es bequem geradeaus.

Mit ein paar Rauchpausen schaffen wir es bis Reims, wo wir beschließen, die Nacht in einem Hotel zu verbringen. Chad hat bereits von unterwegs ein Zimmer gebucht, da er hier ein gutes Hotel kennt. Wir lassen uns noch einen reichhaltigen Imbiss aufs Zimmer kommen, dann geben wir all unseren Leuten bescheid, wie weit wir gekommen sind und das es uns gut geht. Unter anderem auch dem Bauleiter auf der Burg. Nachdem der die Nachricht erhalten hat, ruft er gleich zurück und Chad schaltet auf laut, damit ich gleich mithören kann. Der Bauleiter, er heißt Nicolas, spricht Englisch mit starkem französischen Akzent. Ich geb das hier trotzdem auf Deutsch wieder. 

"Hallo die Herren Bridges. Schön das sie sich melden."
"Hallo Nicolas...gibts ein Problem?" Chad ahnt schon was...warum sollte Nicolas sonst auch extra anrufen?
"Ja leider...ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommt....aber es scheint so, dass die Bauern in Queyras und Fort Queyras sie hier nicht haben wollen. Sie demonstrieren, haben die Straße zur Burg blockiert und rufen zum Generalstreik hier in der Region auf. Unter anderem betrifft das auch die Bauarbeiter, Maler und die Männer, die die Telefonverbindung aufstellen sollten."
"Na da sind ja tolle Neuigkeiten...was ist ihr Problem? Weil wir aus England kommen? Oder etwa weil wir zwei Kerle sind?"
"Nein nein...sie müssen wissen, dass das Fort bislang keinen Besitzer hatte und das Land von jedem ...nun ja..genutzt wurde....also vor allem der Wald. Es gibt hier eine relativ beständige Anzahl von Tagelöhnern, Obdachlosen und Landstreichern, die bei den Bauern aber gern gesehen sind, weil sie günstige Erntehelfer sind. Nun hat der Dorfgendarm von Fort Queyras verkünden lassen, dass Burg und Land wieder einen Besitzer haben und das es nun vorbei ist mit dem Herumlungern und dem Wildern im Wald. Nun haben die Bauern die Befürchtung, dass die Tagelöhner und Landstreicher ganz von hier weggehen und sie nun mehr für die Erntehelfer zahlen müssen....ähm....ja...ich glaube, das umschreibt die Situation so weit." Ich mische mich ein
"Herrje...es geht also letzten Endes um nichts anderes, als dass die Tagelöhner und Obdachlosen eine Bleibe und was in den Bauch brauchen, richtig? Und wenn ihr Essen nicht aus dem Wald kommt, dann werden sie damit auch kein Problem haben, solange es kostenlos ist, richtig?"
"Oui, Monsieur!"
"Gut...sagen sie den Bauern schon mal, dass, wenn sie zu Gesprächen bereit sind, wir gemeinsam eine Lösung finden werden, mit der alle Leben können...von wie vielen Leuten, die ohne Obdach sind, sprechen wir überhaupt?" 
"Na ja...direkt ohne Obdach streichen hier so ca 40 Leute durch die Gegend. Wenn wir noch die Tagelöhner dazu rechnen, die zwar eine Unterkunft haben, aber kaum Geld um sie zu ernähren, dann kommen wir vielleicht so auf 60 bis 70 Personen"
"Verstehe...sie richten das bitte den Bauern aus und wir überlegen uns, wie wir die Kuh vom Eis bekommen"
"Oui, Monsieur, das mache ich!"

Wir beenden das Gespräch und danach rufe ich das Bild von der Burg auf. Chad schaut mir gespannt zu.
"Die zwanzig Schlafzimmer sind doch alle im eigentlichen Burgkern, richtig?"
"Richtig"
"Und wozu sind diese ganzen Gebäude drumherum?" Chad zuckt die Schultern
"Lagerräume, Garagen und sowas..nehme ich an. Die Burg hat auch kaum Keller..also wird man irgendwo dort auch Lebensmittel lagern müssen"
"Meinst du, wir können dort Asyl für die Obdachlosen schaffen, sie für die Renovierung der Burg einsetzen und sie mit Mahlzeiten versorgen?" nun geht ein Lächeln über Chads Gesicht
"Mein lieber Earl! Gar nicht so dumm die Idee!"
"Wir müssen halt nur ihre Bedenken zerstreuen und ihnen die Sache schmackhaft machen"
"Na, das sollten wir doch wohl hinkriegen....das kann man doch alles mit Geld und geschickter Logistik regeln...." Ich strahle meinen Gatten an
"Genau...dafür bist du zuständig, du mein Problemlöser!" dann verfinstert sich mein Gesicht aber wieder
"Ich weiß nur nicht, wie wir das mit den Luxushotelzimmern in Einklang bringen wollen....die Luxusgäste werden es sicher nicht toll finden, wenn sie quasi unter einem Dach mit Obdachlosen und Tagelöhnern leben sollen" Aber Chad winkt ab
"Aaaach....das hat ja noch keine Eile...vielleicht können wir die Obdachlosen langfristig woanders unterkriegen....zur Not bauen wir halt ein paar Häuser...genug Land ist ja da....also Land das nicht bewaldet ist...denn den Wald würde ich dafür nur ungern abholzen müssen"
"Und ich möchte natürlich nicht, dass im Wald gewildert wird"
"Ich auch nicht, aber wir sollten uns nichts vormachen....das sind alte Gewohnheiten...sie werden es vermutlich trotzdem tun" Ich nicke
"Wir müssen mit dem Förster vor Ort sprechen...wieviel Schaden damit angerichtet wird. Es spricht ja im Prinzip von der Ethik her nichts dagegen, wenn sie sich einen Hirsch oder sowas erlegen und den dann auch verspeisen....kritisch wird's nur, wenn dadurch die Wildbestände schrumpfen" Chad steht auf und reckt sich...dann gähnt er und beginnt sich zu entkleiden
"Zeit, schlafen zu gehen..wir sollten morgen zeitig los...wer weiß, was uns unterwegs noch erwartet?!"

Nackt vor dem Spiegel putzen wir uns die Zähne und ich betrachte im Spiegel Chads herrlichen Körper...der mir gehört. Ich hab schon Glück! Chad grinst mich mit Zahnpasta an
"Gefällt dir die Auslage?" ich lege den Kopf schief
"Och joooaaah...ist ganz nett" und zack...klatscht er mir schmerzhaft auf den Arsch
"Ganz nett, huh?" ich reibe mir die Arschbacke
"Aua du Grobian!" und dann greife ich grob nach seinem Sack und tue ihm ein bißchen weh...bis er mich anfleht aufzuhören. Ich bin sicher, dass er mich notfalls anders abwehren könnte...aber ich weiß auch, dass er an solchen Spielchen unglaublichen Spaß hat. Mit beinahe weinerlicher Stimme fleht er nun
"Aua aua...au au..bitte bitte aufhören" aber natürlich macht mir das auch Spaß und ich lasse ihn noch ein paar Mal zucken bevor ich seine Klöten wieder freigeben. Schließlich vertragen wir uns wieder und legen uns endlich schlafen. Chad liegt wie immer hinter mir und greift um mich herum, um mir meine Klöten...nun aber zärtlich...zu massieren. Bald entspanne ich mich wohlig brummend und bin tief und fest eingeschlafen. Was für ein Tag!

Wir schlafen viel zu lange am nächsten Tag und ergeben uns in unser Schicksal einen verspäteten Ankunft und frühstücken erst mal in aller Ruhe. Das Frühstück würden wir für unser Nervenkostüm heute sicher brauchen. Dann geht es weiter Richtung Süden. Da auf der Strecke, die wir eigentlich nehmen müssten, eine Baustelle die Durchfahrt verhindert, müssen wir auf die Hauptstrecke Richtung Mittelmeer und Spanien ausweichen. Und da in Frankreich nach Ostern die Schulen noch eine Woche geschlossen sind, ist auf dieser Strecke die Hölle los. Wir stehen stundenlang im Stau und durchfahren so manches Funkloch, in dem wir wirklich weder Internet- noch Telefonverbindung haben...super nervig. Ich dachte immer, Deutschland habe das schlechteste Netz. Und so kommen wir erst am sehr späten Nachmittag im Bezirk Arvieux an. Dort durchfahren wir den Ort Fort Queyras um dann schließlich im Nachbarort Queyras sicher und wohlbehalten vor dem Wohnhaus von Nicolas zu landen. Er hatte uns freundlicherweise angeboten, uns erstmal bei sich aufzunehmen bis die Sache geklärt ist.

Ich bin sofort von dem etwas zerzaust wirkenden jungen Mann von Anfang 30 angetan.....und er..er strahlt mich irgendwie fast ehrfurchtsvoll an. Alles klar....er kennt mich als Künstler...also ist er vermutlich auch schwul. Als er uns ins sein Wohnzimmer führt, bewundere ich noch den knackigen Hintern in der engen Jeans und hebe grinsend zu Chad einen Daumen. Er grinst nur zurück.

"Deine Frau nicht da, Nicolas?" fragt Chad scheinheilig.
"Oh äh....es gibt keine Gattin." Er reibt sich verlegen die Hände an den Hosennähten. Und ich gehe aufs Ganze.
"Na dann doch sicher einen Gatten oder Lover...ein so gut aussehender Mann ist doch sicherlich nicht ohne Partner, hm?!" Einen Moment lang blickt er verlegen zu Boden, dann nickt er und antwortet ohne uns dabei anzuschauen.
"Den gibt es....er ist aber auch mein Bauleitungsassistent...was eigentlich als umprofessionell angesehen wird" Ich winke ab
"Da geben wir nichts drauf, Nicolas....wo ist er?"
"Im Moment einkaufen...bevor sich die Geschäfte am Ort auch noch dem Streik anschließen"
"Ist das zu Befürchten?" Nicolas nickt
"Hier sind alle von den Landwirten abhängig...entweder was die Arbeitsplätze angeht oder aber was die frischen Lebensmittel wie Milch, Eier, Käse und Fleisch angeht. Du kriegst hier in den Geschäften keine Milchprodukte oder Fleisch aus Massentierhaltung...das kommt hier alles aus der Region" ich zucke die Schultern
"Ist ja auch eigentlich richtig so" Und dann hören wir auch schon wie die Haustür aufgeschlossen wird und eine Stimme etwas auf Französisch ruft. Dann stürmt ein Hund schwanzwedelnd auf mich zu und im nächsten Moment stellt er sich mit seinen Vorderpfoten an mir auf. Es ist ein Collie mit schwarzbraunem Fell 
"Das ist unser Hund Luis" und dann kommt ein wunderhübscher blonder Kerl rein.
"Und das ist mein Mann Charles"
"Ah, die neuen Burgherren, nehme ich an? Bonjour!" Bis auf die Begrüßung hat er uns in Englisch angesprochen. Bonjour als Begrüßung kriege selbst ich noch hin. Louis, der Hund, ist anscheinend völlig angetan von mir. Er kann jedenfalls gar nicht wieder von mir lassen. Das ist mir schon häufig so gegangen, dass Hunde einen Narren an mir gefressen habe....obwohl ich gar nicht solch ein Hundenarr bin. Von Chad hingegen nimmt er kaum Notiz. Ich streichele ihn ordentlich durch und bald wälzt er sich auf dem Rücken und genießt es, dass ich ihm den Bauch kraule. Charles grinst
"Ich fürchte, jetzt wirst du ihn nicht wieder los, Monsieur Tim" Monsieur Tim...das gefällt mir irgendwie als Anrede. Ich winke ab
"Kein Problem, ich bin mit so einem groß geworden...allerdings nicht in Schwarz"
"Ah...die klassischen Roten...die werden heute leider kaum noch gezüchtet...sind irgendwie aus der Mode geraten...leider...und so einen hattest du?" ich nicke
"Er sah genau aus wie Lassie aus dem Fernsehen"
"Ah ja...wunderbar!"
"Kommt alle mit in die Küche...dann können wir bereden, wie wir mit der Situation hier fertig werden wollen...und Charles und ich bereiten derweil das Abendessen zu?" schlägt Nicolas vor, dann fragt er mich
"Du bist Vegetarier, richtig?" ich nicke und grinse
"Du bist gut informiert" nun legt der sympathische Charles seinen Arm um Nicolas Schultern und antwortet für seinen Mann
"Wir sind beide große Fans deiner Kunst, Monsieur Firlefanzus!" Manchmal sollte man das Eisen schmieden, solange es heiß ist, also hake ich da gleich ein
"Und ihr beiden seht mir verdammt nach meinen nächsten beiden Models aus...die Kamera habe ich immer dabei"
"Oh la la....das wäre uns eine Ehre!" und die Antwort kam nun tatsächlich von Nicolas..obwohl ich gedacht hätte, dass er da eher Skrupel hätte.
"Dann gleich nach dem Essen?"
"Sehr gerne" dieses Mal strahlt Charles mich mit der Antwort an.

Und so beginnen wir nun das Gemüse zuzubereiten...es soll ein Gemüseeintopf auf Basis einer Käsesuppe werden...was schon mal unglaublich lecker klingt. Natürlich wird es dazu Baguette geben...und für die drei Männer Wein...für mich hat man extra noch Tee gekauft. Und während wir so schnippeln, schälen, rühren und abschmecken, nimmt unser Plan für die Krisenbewältigung langsam Gestalt an.
"Ist denn dort schon eine Waschküche oder sowas vorhanden? Die Obdachlosen wollen ja vielleicht auch mal ihre Klamotten gewaschen bekommen" frage ich. Nicolas nickt
"Es gibt eine große Hotel-Waschmaschine und einen entsprechenden Trockner. Ausserdem noch eine kleine Maschine für den normalen Hausgebrauch."

Irgendwann ist das Essen fertig und bald sind wir alle Vollgefressen. Ich krame also meine Hasselblad heraus und Chad grinst
"Oh oh...jetzt gehts euch an die Wäsche!"
"Genau, wer möchte zuerst? Nicolas?" der nickt, steht auf und wirf nach und nach seine Kleidungsstücke über einen Sessel. Dann breitet er seine Arme aus
"Voilà...einmal nackt, bitte sehr"
"Hmmm...Charles...du bist zu beneiden um diesen hübschen Kerl!" Charles grinst
"Nicht zu viel loben, Monsieur Tim, sonst kann er nachher wieder nicht schlafen vor...ähm...Hochgefühl" Ich lache und dann schaue ich mich im Haus nach einem geeigneten Platz um. Im oberen Geschoss, wo sich nur ein Raum, unser Gästezimmer, befindet, werde ich schließlich fündig. Ich gehe dort mit Nicolas hoch und mache das Foto....im selben Zimmer werde ich danach Charles ablichten.

Als Charles sich entkleidet bin ich total hingerissen..bis ich seinen Megamonster sehe
"Oh la la Charles, da hat es die Natur aber außerordentlich gut mit dir gemeint!" Ich grinse ihn an und Charles zuckt die Schultern und schaut an sich herunter
"Können wir den vielleicht aus dem Bild lassen...es wäre mir unangenehm, damit zu protzen" Ich zucke die Schultern
"Mein Kollege Sven wird zwar enttäuscht sein....aber mir soll das recht sein" Charles zuckt die Schultern
"Du kannst ja ein Bild für Sven machen...aber das darf er dann nicht bearbeiten und veröffentlichen!" Ich nicke
"Gut, einverstanden" Also fotografiere ich Charles zweimal in fast der gleichen Pose. Natürlich bearbeite ich die Bilder erst sehr viel später in Schottland und füge sie dementsprechend auch erst später ein. Aber mit diesen beiden Fotos soll dann der erste Frankreich-Eintrag zu Ende gehen.

Nicholas:

Model: Nicolas, 2021
Foto: Firlefanzus Of Brunswick
Bearbeitung: Firlefanzus Of Brunswick, 2021

Charles:

Model: Charles, 20221
Foto: Firlefanzus Of Brunswick
Bearbeitung: Firlefanzus Of Brunswick, 2021

ENDE

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